1661 wurde der Pulverturm gebaut. Vorher befand sich das Pulver im sogenannten Hexenturm. Mit Recht bekam man grosse Bedenken, das Pulver weiterhin im Hexenturm, der damals schon als Archiv diente, aufzubewahren. Durch Sabotage, Feuerbrunst oder Blitzschlag hätten die unersetzlichen Dokumente samt dem Staatsschatz in die Luft fliegen und vernichtet werden können.
Ein bereits bestehendes, geeignetes Gebäude konnte nicht gefunden werden. So entschloss man sich, den Ziegelofen mit dem zugehörigen Gemäuer im Seefeld, des Hauptmann Kaspar Imfeld, zu kaufen und daselbst einen eigentlichen Pulverturm zu bauen. Für das Gemäuer und dem Ziegelofen bezahlte die Regierung 100 Pfund und 30 Batzen Trinkgeld. Man ging aber nicht sehr schnell an die Arbeit, denn am 22. Mai 1660 ersuchte die Regierung die beauftragten Herren, den Bau nun ins Werk zu setzen. Am 25. Juni 1661 diskutierte man, ob der Turm mit steinernen Platten oder mit Schindeln oder Ziegeln zu decken ist. Da das Pulver immer noch nicht in den Turm im Seefeld transferiert werden konnte, gab man dem Hans Caspar Wirz die Weisung, er dürfe in seinem Gaden im Turmattli, "der gar nahe beim Turm" (Hexenturm) stehe, weder Heu noch Stroh aufbewahren.
Der Pulverturm, dessen Baujahr ins Jahr 1661 festgesetzt werden muss, wurde dann mit Steinplatten gedeckt, die nach zehn Jahren, mit Ratsbeschluss vom 15. September 1672, wieder ersetzt werden mussten.Am 4. Juli 1693 musste festgestellt werden, dass das Pulver im Turm Schaden gelitten hatte, weil das Dach nicht dicht hielt. So beschloss man am 7. Oktober 1693, das Dach mit Ziegeln zu decken. Die Steinplatten wurden neben dem Turm aufgeschichtet und dann am 29. Januar 1701 dem Landammann Nikolaus Imfeld zum Abtransport "verehrt".
Am Rande sei vermerkt, dass die Regierung immer wieder, so in den Jahren 1683, 1684, 1707 und 1708, feststellte, es wäre sehr nützlich, von Kantonswegen wieder eine Ziegelhütte zu bauen. Die Landsgemeinde vom 28. April 1708 gab dem regierungsrätlichen Antrag für dermalen nicht statt. Dieser Sorge wurde dann die Regierung enthoben, als der Ex-Jesuit Dr. Johann Baptist Dillier, der sogenannte Seminarherr, im Jahre 1713 in der Goldmatt in Kirchhofen-Sarnen eine Ziegelhütte errichtete und in Betrieb nahm. Als eigenartiger Zufal darf folgendes festgehalten werden: Der alte Ziegelofen mit Gemäuer im Seefeld wurde zum Pulverturm umgebaut. Den Bau der neuen Ziegelhütte übernahm Dr. Dillier, der Stifter des Kollegiums, in dessen Gebiet der Pulverturm liegt.
Der Pulverturm ist, wie der Hexenturm, das Rathaus usw., im Obwaldner Denkmalverzeichnis nicht namentlich aufgeführt; auf ihn sind die allgemeinen Bestimmungen des Denkmalverzeichnisses vom 24. April/12. August 1962 und 1. Februar 1963. anwendbar. Abs. 1 lautet: "Alle in öffentlicher Hand stehenden Bauten von historischer und kunsthistorischer Bedeutung".
Es stellt sich nun die Frage, ob der Pulverturm von historischer Bedeutung sei. Bei näherer Prüfung der Sachlage kann dem Pulverturm eine gewisse historische Bedeutung nicht abgesprochen werden. Er wurde auf obrigkeitlichen Befehl zur Entlastung des Hexenturms bzw. Sicherung des Staatsschatzes und Archivbestandes gebaut. Der Pulverturm diente, was besonders zu betonen ist, der Wehrbereitschaft unseres Kantons. Seine Entstehungsgeschichte entbehrt, wie wir gesehen haben, nicht eines gewissen Reizes. Zum heimatschützlerischen Standpunkt habe ich mich nicht zu äussern, möchte aber doch darauf hinweisen, dass der Turm zum Wahrzeichen des nördlichen Sarnerseeufers geworden ist. Er passt adrett in die bezaubernde See- und Promenadengegend. Unser Land ist arm an solchen Baudenkmälern.